Am Donnerstag, den 9. Januar 2025, organisierten wir im Rahmen des InterBridge-Projekts eine weitere internationale Exkursion, diesmal in die Glashütte Preciosa Ornela in Desná. Ziel war, die tschechische Glastradition den Schülern der Grundschule Sokolovská in Liberec und ihren Altersgenossen vom Christian-Weise-Gymnasium in Zittau näherzubringen. Der Bus war mit einer Gruppe von etwa 50 Schülern der siebten Klassen besetzt, begleitet von ihren Lehrkräften: der Direktorin der tschechischen Schule, Pavlína Roudná, sowie Herrn Pavel Červinka, zusammen mit den deutschen Kolleginnen Markéta Barth und Jacqueline Zenker. Ich selbst begleitete die Exkursion wieder als organisatorische Unterstützung und Berichterstatterin.
Die deutschen Schüler kamen aus einer speziellen Klasse mit tschechischen Unterricht, während die tschechischen Schüler der ZŠ Sokolovská Deutsch lernen. Bereits im Bus wurden die Kinder in tschechisch-deutsche Paare eingeteilt und jeder hatte die Aufgabe, ein einfaches Gespräch in beiden Sprachen zu führen. Diese Aktivität überwand die anfängliche Schüchternheit und gab den Schülern die Möglichkeit, ihre Fremdsprachenkenntnisse praktisch anzuwenden.
Ein besonderer Moment erwartete uns gleich bei unserer Ankunft in Desná, wo uns eine Schneelandschaft im Herzen des Isergebirges begrüßte. Die Kinder nutzten dies sofort aus und veranstalteten eine spontane Schneeballschlacht. Schneebälle flogen hin und her wie bei Waterloo, und auch einige Erwachsene, mich eingeschlossen, wurden getroffen! Trotz dieser ungeplanten Unterbrechung unserer diplomatischen Bemühungen zur freundschaftlich Verbindung tschechischer und sächsischer Kinder lachten wir schließlich alle gemeinsam. Es war eine Gelegenheit für die Kinder, sich auszutoben und Spaß zu haben.
Nach der Schneeballschlacht wurden wir von den Führern der Ornela empfangen. Wir teilten uns in zwei Sprachgruppen auf, wobei die deutsche Gruppe von einem tschechischen Führer und einer Dolmetscherin aus Ornela begleitet wurde.
Die einstündige Besichtigung war von Anfang bis Ende faszinierend. Wir beobachteten den gesamten Produktionsprozess der sogenannten „Rokail-Perlen“, die durch das Schneiden von Glasröhren hergestellt werden. Rokail ist ein traditionelles tschechisches Glasprodukt mit einer langen Geschichte, das weltweit, insbesonders in der Schmuckherstellung und Textilverzierung, hoch geschätzt wird.
Die Führung begann in der Abteilung, in der uns die Herstellung der sogenannten „Glasmasse“ gezeigt wurde – einer Mischung aus Rohstoffen, die für das Schmelzen vorgesehen ist. Anschließend sahen wir den faszinierenden Prozess des Ziehens von Glasfasern durch die Produktionshalle, wo sie nach und nach abkühlten und aushärteten. Diese Fasern wurden dann in kürzere Röhren geschnitten, die wie bunte Spaghetti aussahen. Wir erfuhren, dass Ornela Perlen in Dutzenden von Farbtönen herstellt, von denen wir viele in der Produktion und im Lager sahen – von Weiß, Orange und Rot bis hin zu Türkis, Grün und Schwarz.
Die folgenden Schritte umfassten das Abrunden und Glätten der scharfen Kanten der Perlen, sowohl mechanisch in großen Trommeln als auch chemisch mit Säuren. Es war beeindruckend zu sehen, wie Wissenschaft und Kunst in der Produktion zusammenwirken – von der Chemie und Physik des Glases und seiner Farben bis hin zum präzisen Design der Perlen.
Am Ende der Besichtigung erhielten wir von dem Unternehmen zwei Säcke Perlen für jede Klasse, damit die Kinder in der Schule ihre eigenen Kunstwerke gestalten können. Für Herrn Červinka, der sowohl Deutsch als auch Kunst unterrichtet, war diese Exkursion eine perfekte Verbindung seiner Fachkenntnisse mit den Zielen unseres Projekts. Wenn Sie unsere Projektaktivitäten regelmäßig verfolgen, erinnern Sie sich vielleicht, dass Herr Červinka und seine Schüler bereits im letzten Jahr an unserer Veranstaltung „Bionik“ teilgenommen haben. Ihre Kunstwerke wurden damals nicht nur ausgestellt, sondern auch ausgezeichnet. Wir freuen uns schon jetzt auf ihre neuen Kreationen aus den Perlen, die Teil unserer nächsten deutsch-tschechischen Ausstellung sein werden. Natürlich sind wir auch gespannt, was die deutschen Kinder gestalten werden. Da der Fantasie der Kinder keine Grenzen gesetzt sind, wird es sicherlich etwas Schönes und Inspirierendes sein.
Wir beendeten die Exkursion mit einem Besuch des Werksverkaufs, wo die Kinder und Lehrkräfte kleine Geschenke und Souvenirs kaufen konnten. Auf dem Rückweg mussten wir noch den Verlust eines Handys eines deutschen Schülers klären, das uns der Busfahrer freundlicherweise zurückbrachte – so ging am Ende alles gut aus.
Wir danken der Firma Preciosa Ornela für die hervorragende Organisation und dafür, dass sie uns einen weiteren Einblick in die tschechische Glastradition gewährt hat. Die Kinder nahmen nicht nur wunderschöne Perlen mit nach Hause, sondern auch eine Fülle von Inspiration und neuen Erlebnissen, die unsere gemeinsame internationale Reise zur Erforschung von Wissenschaft und Kunst bereichern. Besonders freut es mich, dass unser Projekt dazu beigetragen hat, dass eine direkte Zusammenarbeit zwischen den beiden Schulen entstanden ist. Schon im Bus planten die Lehrkräfte begeistert, welche weiteren gemeinsamen Aktivitäten und Ausflüge ihre tschechischen und deutschen Schüler in Zukunft unternehmen könnten. Solche Momente bestätigen uns, dass wir Brücken der Freundschaft zwischen Tschechien und Deutschland bauen und die Hauptmission unseres Projekts erfüllen.
Hana Křížová
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